Ein Masterstudium für Generalisten, die anpacken können

Mobilitätsmanager Kai Bosch hat mit dem ÖPNV-Studium den Grundstein für den Beruf gelegt

Der Masterstudiengang ÖPNV sei etwas für Menschen, „die wirklich Bock auf ÖPNV haben und im Leben nicht stehen bleiben wollen“, sagt Kai Bosch,  Mobilitätsmanager und stellvertretender Betriebsleiter BOKraft der Verkehr- und Wasser GmbH in Oldenburg. Der berufsbegleitende Studiengang an der UNIKIMS, der Managementschool der Universität Kassel, bringe „Generalisten im ÖPNV hervor, die ihr Wissen über die gesamten Bereiche erweitern wollen und anpacken können“. 

Kai Bosch vor einem Bus der BOKraft

Begeisterung für Bahn und Bus

Kai Bosch stammt aus Kassel, einer Stadt mit langer und in die Zukunft weisender Tradition im Bau von Schienen-, Straßen- und Luftfahrzeugen. Die Fahrten mit Straßenbahnen und Bussen begeisterten ihn schon als Kind und später als Schüler. Und Kai Bosch mag den Praxisbezug: Parallel zum Abitur an der Freien Waldorfschule absolvierte er eine Ausbildung zum Industriemechaniker. Dem Schul- und Berufsabschluss im Jahr 2008 folgten ein Zivildienst und ein Studium der Betriebswirtschaft in Bremen. Um das Studium selbst zu finanzieren, qualifizierte sich der Sohn einer Unternehmerfamilie zum Busfahrer und fuhr als studentische Hilfskraft bei der Bremer Straßenbahn (BSAG) zum Gelderwerb Linienbusse. Nach dem Studium kehrte er zunächst nach Kassel zurück. Nach einer Entscheidungsphase sowie neuen Rahmenbedingungen innerhalb der Familie klärte sich, nicht in den Orgelbaubetrieb der Familie einsteigen zu wollen.  

Fahrdienst und Studium

In dieser Phase hatte Kai Bosch „zufällig“, wie er sagt, von dem Masterstudiengang ÖPNV an der UNIKIMS gehört. Aus Leidenschaft für den ÖPNV und mit dem Willen, sein Berufsleben zu gestalten, entschied er sich für die Kombination aus Fahrdienst bei der Kasseler Verkehrsgesellschaft (KVG) und dem berufsbegleitenden Studium: „Für mich wurden für das weitere Berufsleben die Karten neu gemischt. Ich ging zur KVG, bewarb mich für den Fahrdienst und klärte mit dem Unternehmen, dass ich nebenbei das Studium absolvieren möchte. Das Studium finanzierte ich komplett selbst.“ 

Die Masterarbeit mündet in der Karriere

2018 schloss Kai Bosch sein Masterstudium ab, und das Thema seiner Masterarbeit führte ihn gleichsam direkt auf seine Stabsstelle Mobilitätsmanagement. In seiner Masterarbeit hatte er knapp zwei Dutzend Projekte im Kasseler Umland untersucht, wie Fahrdienste im ländlichen Raum in die vorhandene ÖPNV-Struktur integriert werden könnten. Heute erarbeitet er gemeinsam mit der Stadt Oldenburg und den umliegenden Kommunen Strategien, um den ÖPNV zum Beispiel durch Busbeschleunigungskonzepte nachhaltig zu stabilisieren. 

Ein berufsbegleitendes Studium sei nicht mit einem Vollzeitstudium vergleichbar, sagt Kai Bosch: „Für mich war es überdies anders, da meine Kommilitonen bereits feste Anstellungen in Verwaltungs- und Ingenieurspositionen in Verkehrsunternehmen bekleideten.“ Doch für ihn habe das Masterstudium den Grundstein gelegt für seinen heutigen Beruf.

ÖPNV: Das ganze Wissen in einem Studiengang

Das berufsbegleitende Masterstudium ÖPNV mache die Studierenden mit allen Feldern des ÖPNV vertraut. Er habe sich vor allem für die Technik der Betriebsanlagen und den Betrieb des ÖPNV interessiert, aber auch für Recht im ÖPNV. „Der berufsbegleitende Masterstudiengang ÖPNV schafft bei den Studierenden Verständnis für alle Bereiche des ÖPNV. Zum Beispiel für das Vergaberecht. Für die meisten Menschen sei diese Materie unbekannt. Das sind Böhmische Dörfer, obwohl für uns alle der Verkehrsvertrag mit allen dazugehörigen Genehmigungs- und Wettbewerbsprozessen unsere Arbeitsgrundlage ist. Wir erfahren im Studium auch, was Barrierefreiheit im ÖPNV wirklich bedeutet“, schildert Kai Bosch die Vielfalt der Themen, mit denen er sich vertraut gemacht hat. Ganz nebenbei ist vom ersten Tag an ein Netzwerk entstanden. Der ÖPNV sei eine Nische in der Daseinsfürsorge, sagt Kai Bosch: „Irgendwann kennt jeder jeden, und mit dem ÖPNV-Masterstudium knüpfen sich die Kontakte viel schneller. Gute Ideen machen schneller die Runde.“

Aufstieg zum stellvertretenden Betriebsleiter

In Deutschland gebe es an verschiedenen Universitäten die Fachrichtung Verkehrswesen, aber das spezielle Angebot für den ÖPNV, das gebe es nur in Kassel, und er, Kai Bosch, werbe gerne dafür. Im Berufsalltag sei er immer noch ein Generalist. Wenn Personal fehle, und das fehle im ÖPNV immer spürbarer, dann fahre er auch den Bus. Berufsbegleitend hat sich Kai Bosch ein weiteres Mal qualifiziert. Er stieg zum stellvertretenden Betriebsleiter auf: „Mittlerweile bin ich im Frühjahr 2023 zum stellvertretenden Betriebsleiter ernannt worden.“ Nachhaltige Mobilität zu ermöglichen, Menschen von A nach B zu bringen, sei und bleibe ihm eine Herzensangelegenheit.