Masterarbeit untersucht Einführung einer Europäischen Armee
In ihrer Masterarbeit verfolgt Rebecca Watermann die Idee der Implementierung einer Europäischen Armee. Mit diesem ungewöhnlichen Thema gewinnt die 25-jährige Landesbeamtin in diesem Jahr den Preis für die beste Abschlussarbeit im Master of Public Administration an der UNIKIMS.
MPA-Preis für die beste Masterarbeit geht 2025 an Rebecca Watermann
„Ich wollte ein Thema mit Alleinstellungsmerkmal“, erklärt Watermann angesprochen auf die ungewöhnliche Wahl ihres Masterarbeitsthemas. Während sie in der Themenfindung war, sei die Debatte um die Verteidigung Europas im Zusammenhang des Ukrainekrieges häufig in den Medien thematisiert worden und habe ihr Interesse geweckt. Bereits 1950 regte Churchill die Bildung einer gemeinsamen Europäischen Armee unter demokratischer Kontrolle an. Obwohl sein Antrag damals scheiterte, wurde das Thema in den vergangenen 75 Jahren immer wieder debattiert und ist unter den heutigen geopolitischen Spannungen und Bedrohungen wie hybrider Kriegsführung relevanter denn je, erklärt Watermann in ihrer Arbeit.
Preis erstmals an rechtswissenschaftliche Arbeit vergeben
Bei einer ersten wissenschaftlichen Recherche sei Watermann schnell klar geworden: In der Politikwissenschaft gibt es bereits Beiträge dazu, doch rechts- und verwaltungswissenschaftlich waren Voraussetzungen und Möglichkeiten einer Europäischen Armee zu diesem Zeitpunkt noch nicht untersucht worden. Mit ihrer Arbeit versucht Watermann diese Forschungslücke zu schließen und analysiert die rechtlichen Rahmenbedingungen der Implementierung einer Europäischen Armee, sowie deren praktische Ausgestaltung im Kontext des EU- und deutschen Verfassungsrechts.
Preiskommitee betont gesellschaftliche Relevanz des Themas
„Frau Watermann beleuchtet vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen, wie eine Europäische Armee implementiert werden könnte. Dazu betrachtet sie sowohl die damit verbundenen Chancen wie auch Hindernisse auf dem Weg und liefert ein überzeugendes Plädoyer für eine Europaarmee. Das Preiskomitee hat vor allem die gelungene Kombination aus gesellschaftlicher Relevanz und der hohen fachlichen Qualität überzeugt“, begründet die akademische Leiterin Prof. Dr. Caroline Fischer die Auszeichnung der Masterarbeit.
Watermann empfiehlt Implementierung einer gemeinsamen, vergemeinschafteten Armee
Insgesamt analysiert Watermann in ihrer Arbeit drei in der Literatur diskutierte Modelle: eine einheitliche, intergouvernementale Europäische Armee, eine a) einheitliche vergemeinschaftete Europäische Armee und eine b) gemeinsame vergemeinschaftete Europäische Armee. Die größte Schwierigkeit sei dabei das Fehlen eines Grundmodells zur Analyse gewesen, so Watermann. Zunächst habe sie ein eigenes verfassungsrechtliches Prüfmodell aufbauen und Kriterien zur vergleichenden Bewertung der Modelle definieren müssen. Geholfen haben ihr dabei die Vorkenntnisse aus den Kursen in Internationaler Governance- und Verwaltungsvergleich und Europarecht, sowie ihr Bachelor of Law. Nach Prüfung und Vergleich der Modelle empfiehlt Watermann die schrittweise Implementierung einer gemeinsamen, vergemeinschafteten Europäischen Armee. Dieses Modell biete einen ausgewogenen Kompromiss zwischen europäischer Kohärenz und nationalstaatlicher Verfassungsidentität, so Watermann.
Gutachter:innen loben Methodik und Vorgehensweise
„Vorab werden […] in wissenschaftsgeleiteter Art und Weise die Fragestellung, die Methodik und die Vorgehensweise erläutert. Das ist überzeugend, zumal sich andere Untersuchungen, die ebenfalls an der Schnittstelle von Rechts- und Sozialwissenschaften arbeiten, damit oftmals deutlich schwerer tun“, lobt Zweitprüferin Prof. Dr. Margit Seckelmann die Vorgehensweise von Watermann. In seinem Gutachten betont auch Watermanns Betreuer Dr. Florian Emanuel die „realitätsnahe, methodisch fundierte und schlüssige Vorgehensweise“ der Absolventin. Die Masterarbeit biete ein „überzeugendes Lösungsportfolio für eine der zentralen sicherheitspolitischen Fragen der europäischen Integration“.
Rebecca Watermann arbeitet an beruflichem Aufstieg
Watermann begann ihr berufsbegleitendes Studium an der UNIKIMS 2022 nach ihrem Bachelorabschluss an der Hochschule für Polizei und Verwaltung NRW (HSPV) am Standort Köln. Hauptberuflich ist die 25-Jährige als Sachbearbeiterin beim Landschaftsverband Rheinland tätig und dort für die Gewährung von Eingliederungshilfeleistungen für Kinder mit (drohender) Behinderung zuständig.. „Wenn man neben dem Studium in Vollzeit tätig ist, ist ein gutes Zeitmanagement unabdingbar“, sagt sie. So sei die Belastung durch die dienstliche Tätigkeit und berufsbegleitendem Studium gerade während des Schreibens der Mastarbeit hoch gewesen. Trotzdem sei das Masterstudium wichtig für sie: „Ich konnte sehr viel mitnehmen aus dem Studium, sowohl auf fachlicher als auch auf persönlicher Ebene. Man lernt, strukturierter zu denken, komplexe Zusammenhänge zu analysieren und auch über sich hinauszuwachsen.“ Fachlich habe sie viel aus dem Erststudium vertiefen können. Besonders lobt sie die enge Verknüpfung von Theorie und Praxis in den Veranstaltungen des MPA. Mit dem Abschluss erhofft sich Watermann eine neue berufliche Perspektive mit weiteren Aufstiegsmöglichkeiten.