Neue akademische Leitung des MPA: Ein Herz für Verwaltungswissenschaft
Seit dem ersten Juni 2025 ist Prof. Dr. Caroline Fischer die neue akademische Leiterin des berufsbegleitenden Studiengangs Master of Public Administration an der UNIKIMS. Zuvor hatte die Verwaltungswissenschaftlerin bereits einen Lehrauftrag im MPA. Im Interview verrät Sie, wieso der berufsbegleitende Master nicht nur bedeutend für die Studierenden, sondern auch die Zukunft der öffentlichen Verwaltung ist.
Wie würden Sie öffentlich Verwaltung in Deutschland beschreiben?
Notwendig, wichtig, unterschätzt, komplex und auch verlässlich. Ich weiß, dass Bürger:innen die Verwaltung oft als frustrierend erleben. Aber dahinter stecken viele Anforderungen und viele Akteure, die im Spiel sein müssen, um Stabilität und Verlässlichkeit zu bieten. Die Flexibilität, die sich Menschen häufig wünschen, kann nur gewährleistet werden, wenn die Verwaltung die nötige Verlässlichkeit ermöglicht.
Welchen Herausforderungen muss sich die Verwaltung aus wissenschaftlicher Sicht aktuell stellen?
Verwaltung muss Demokratie von Innen hochhalten. Gerade mit Blick auf die USA oder hierzulande die AFD spielt Demokratie-Resilienz eine große Rolle. Die Verwaltung muss so gut funktionieren, dass sie Attacken gegen die Demokratie abhalten kann. Dazu muss aber auch an der eigenen Transparenz gearbeitet werden, um das Vertrauen der Bürger:innen in die Verwaltung aufrecht zu erhalten oder sogar zu stärken.
Eine große Herausforderung ist die digitale Transformation. Da wurde in der Praxis bisher viel verschlafen. Auch sogenanntes „Red Tape“ also einfach gesagt „sinnlose Regeln, die das Leben schwerer machen“, muss abgebaut werden, um in ein zukunftsfestes, modernes Arbeiten zu kommen.
Welche Rolle spielt die Wissenschaft dabei?
Die Probleme, die wir erforschen, kommen aus der Praxis und werden dort aber zum Teil zu wenig verstanden. Wir nehmen sie uns in der Wissenschaft vor, analysieren und erklären sie. Die Herausforderung: Wir produzieren tolle Ergebnisse, aber der Transfer zurück in die Praxis muss noch besser funktionieren.
Wie kann der berufsbegleitende Master of Public Administration dazu beitragen, diese Lücke zu füllen?
Zum einen kommen Studierende mit ihren Themen aus dem Arbeitsalltag und bringen sie uns in der Forschung näher. Das „Herauskommen aus dem Elfenbeinturm“ und ein Einblick in das Verwaltungsleben wird durch den berufsbegleitenden Master vereinfacht. Andersherum haben wir als Lehrende die Chance unsere eigenen Forschungsergebnisse mit den Absolvent:innen direkt in die Anwendung zu geben. Das ist mit einer der Gründe, wieso ich an die UNIKIMS gewechselt bin: Der direkte Austausch zwischen Forschung und Praxis.
Welche Fähigkeiten möchten Sie Studierenden im MPA für die weitere Berufslaufbahn mitgeben?
Offen für Neues sein – und mit der Einschreibung machen Studierende diesen Schritt schon von sich aus. Am wichtigsten ist es mir, zum kritischen Denken anzuregen. In der klassischen Ausbildung in der Verwaltung und am Arbeitsplatz wird das so explizit nicht vorgelebt. Doch gerade zukünftige Führungskräfte müssen bereit sein, Routinen zu brechen und Dinge zu hinterfragen. Nur so entsteht lebenslanges Lernen für die einzelnen Studierenden und für den gesamten Verwaltungsapparat.
Wichtig ist mir auch, dass unsere Absolvent:innen die Fähigkeit und den Willen zu evidenzbasiertem Arbeiten mitnehmen. Mit dem Grundgerüst, das wir lehren, sollen sie später selbst in kleinem Umfang Forschungen leisten können, z. B. Umfragen in der eigenen Organisation durchführen oder existierende Datensätze auswerten. Wichtig ist dabei auch die Fähigkeit zum Lesen und Verstehen wissenschaftlicher Texte, um auf dem aktuellen Stand der Forschung zu bleiben und für sich das Wesentliche für die Praxis rauszuziehen.
Welche Pläne und Ziele haben Sie für die Zukunft des MPA?
Der Master funktioniert aktuell schon sehr gut, aber ein Studiengang muss sich stetig weiterentwickeln, um kompetitiv und relevant zu bleiben. Ich möchte zum Beispiel beim Thema Internationalisierung nachlegen. Dazu gehört zum einen immer wieder auch einen Blick auf unsere Nachbarländer zu werfen: Was machen diese anders oder sogar besser als wir? Ich habe in den letzten Jahren in den Niederlanden geforscht und gelehrt und dort eine sehr innovative Verwaltung vorgefunden, von der man sich einiges abschauen kann. In diesem Zusammenhang müssen wir auch mehr Wert auf englischsprachige Literatur legen. Englisch lesen und verstehen ist essenziell, da Forschung immer und Verwaltung immer mehr international stattfindet.
Zum Abschluss noch ein zwei Fragen zu Ihnen persönlich: Was ist Ihr beruflicher Hintergrund?
Ich habe Politikwissenschaft und Kommunikationswissenschaft im Bachelor studiert. Damals wollte ich nach dem Abschluss gerne in den diplomatischen Dienst. Während des Studiums habe ich aber gemerkt, dass ich mich eher in einem Fach sehe, in dem es eine konkrete Anwendung gibt. Dann habe ich mich in Potsdam Verwaltungswissenschaften im Master studiert und später in BWL mit einem Public Management Thema promoviert.
Ihr Forschungsschwerpunkt ist Public Administration. Wieso haben Sie sich dafür entschieden?
Schon während des Studiums habe ich festgestellt, dass mir der Bereich Public Management am meisten Spaß macht. Mein Herz schlägt sozusagen für die Verwaltungswissenschaft. Dabei fokussiere ich mich in meiner Forschung auf die Mikroebene – schaue mir also insbesondere Mitarbeitende und Bürger:innen an. Verwaltungswissenschaft ist insgesamt einfach sehr vielfältig. Das Reizvolle an den Forschungsprojekten ist, dass man ein Problem eigentlich immer interdisziplinär betrachtet.