Effizienter arbeiten durch Bürokratieabbau: MPA-Studierende räumen mit der Verwaltung auf
Wenn in der Verwaltung Sätze wie „Das ist historisch so gewachsen“ fallen, sollten Mitarbeitende alarmiert sein. Denn genau an diesen Stellen entsteht häufig zu viel Bürokratie. Dr. Oliver Fromm, Kanzler der Universität Kassel, lehrt MPA-Studierenden wie sie selbst zum Bürokratieabbau in ihrer Behörde beitragen können.
Verwaltung besser gestalten und Bürokratie begrenzen
„An vielen Stellen im Staatswesen gibt es zu viel Bürokratie. Das kostet Geld, Nerven und verlangsamt Prozesse“, sagt Fromm. Als Kanzler der Kassler Universität leitet er deren Verwaltung und ist zuständig für den Haushalt. Das Wahlmodul bietet Fromm nach dem Start im vergangenen Herbst zum zweiten Mal im Masterstudiengang Public Administration an. Seine Motivation dahinter: Die Bürokratie, in denen die Studierenden tätig sind, selbst besser zu gestalten und zu begrenzen.
Bürokratie per se wichtiger Bestandteil von Verwaltung
Bürokratie bedeutet so viel wie „Herrschaft der Verwaltung“ und steht für klare Hierarchien und feste Regeln. Feste Regeln, die eigentlich etwas Gutes mit sich bringen: Verlässlichkeit. Auch für die Gewaltenteilung ist Bürokratie wichtig als Brücke zwischen erlassenen Gesetzen und ihrer praktischen Umsetzung. „Bürokratie schützt Bürger vor Willkür und ist deshalb in der Demokratie unverzichtbar“, erklärt Fromm. Staatliche Entscheidungen müssten nachvollziehbar, berechenbar und unabhängig von Willkür sein. Trotzdem sei es wichtig regelmäßig zu prüfen, ob Bürokratie in Prozessen begrenzt und abgebaut werden könne.
„Verwaltungsmenschen“ müssen offen für Kritik und Veränderung sein
Im Wahlmodul erlernen Studierende Werkzeuge zum Bürokratieabbau. In der abschließenden Hausarbeit sollen Sie diese praktisch auf ihren Arbeitsalltag anwenden. Fromm betont: „Für den Abbau von Bürokratie sind wir als Verwaltungsmenschen selbst verantwortlich, weil wir wissen an welchen Stellen Bürokratie entsteht und wie man Prozesse einfacher machen kann.“ Sensibilisieren will Fromm die Teilnehmenden auch für die Bedeutung der Kultur innerhalb von Behörden. Eine offene Diskussions- und Fehlerkultur sei für Verwaltungen ebenso wichtig, wie die Überprüfung von Prozessen. Die Verbesserung der Verwaltung ist für ihn vor allem eine Frage des Wollens und des „Spirits“, das eigene Handeln zu reflektieren. Habe sich die Kultur in einer Verwaltung erst einmal begonnen zu verändern, gehe der Bürokratieabbau fast von selbst. Er spricht von einer produktiven Fehlerkultur des in Fragestellens, so dass aus Fehlern Verbesserungen folgen können. Kritik sei nicht als Strafe zu verstehen, sondern als Anregung. Die Verwaltungsleitung müsse ausstrahlen dass der kulturelle Wandel gewollt sei.
Praxisnahes Arbeiten zeichnet MPA aus
Schon der erste Durchgang des Wahlmoduls erfreute sich bei Studierenden großer Beliebtheit. Der praxisnahe Ansatz des Seminars ist fester Bestandteil und zeichnet den berufsbegleitenden Masters of Public Administration an der UNIKIMS in Kassel aus. Studierende bringen Ihre eigenen Eindrücke und Erfahrungen ein und erhalten gleichzeitig wissenschaftlich gestützte Methoden, die sie in ihrem Arbeitsalltag direkt umsetzen können.
Dr. Oliver Fromm bekannt für „Vereinfachen und Weglassen“
Dr. Oliver Fromm ist an der Universität Kassel bekannt für sein Bemühen Verwaltung so effizient wie möglich zu gestalten. Dort hat Fromm das Projekt „Vereinfachen und Weglassen“ auf den Weg gebracht. Die Hochschulleitung hatte alle zehn Fachbereiche „niedrigschwellig“ angeschrieben und gefragt, welche Verwaltungsakte vereinfacht oder weggelassen werden könnten. Darauf gingen 340 konstruktive Vorschläge von den Professor:innen bis hin zu den Verwaltungskräften ein. Eine Arbeitsgruppe erarbeitete darauf hin Vorschläge, um die Bürokratiebaustellen anzugehen.