Literaturrecherche: Gute und schlechte Quellen identifizieren

Wie finde ich wissenschaftliche Literatur? Wie erkenne ich eine gute, zitierfähige Quelle? Das werden unsere Dozierenden immer wieder gefragt. Und diese Frage ist berechtigt: Recherchiert man online, finden sich unzählige ausgewiesene Fachzeitschriften und Websites. Ob diese wissenschaftlich gesehen von guter Qualität sind, ist nicht immer einfach zu erkennen. Um zumindest einige Anfragen vorwegzunehmen, haben wir hier eine Übersicht für alle Studierenden erstellt. 

Wie beginne ich eine Literaturrecherche

Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten Literatur für eine Seminar- oder Abschlussarbeit zu finden. Um einen groben Überblick über das Thema der Arbeit zu erlangen, lohnt sich oft ein Blick Überblicksartikel in Lehr- oder Handbüchern oder, je nach Thema, auch Wikipedia oder anderen Lexika. Aber Vorsicht: Hier findet man eine erste Orientierung aber nicht immer den neuesten Forschungsstand.

Der Einsatz von KI

Auch kann man für einen ersten Überblick alle möglichen Webseiten konsultieren oder eine KI befragen. Künstliche Intelligenz (KI) ist aus vielen Bereichen des akademischen Arbeitens im Studium nicht mehr wegzudenken und kann auch in der Literaturrecherche als unterstützendes Werkzeug genutzt werden. Im wissenschaftlichen Kontext ist hier vor allem Elicit zu nennen, die eine KI-gestützte Literatur- und Quellenübersicht ermöglicht. Auch mit Chat Gpt ist ein Überblick über das Thema theoretisch möglich. Hier ist aber Vorsicht geboten. Die Informationen auf diesen nicht-wissenschaftlichen Seiten solltest du immer kritisch betrachten und auf keinen Fall ungefragt übernehmen. Manchmal sind sie schlichtweg falsch. Auch als Quellen in deiner wissenschaftlichen Arbeit sind sie fehl am Platz. 

Der Umgang mit Datenbanken 

Einen guten ersten Überblick über Fachliteratur findest du auf scholar.google.de. Dort kannst du beispielsweise auch nach für den Themenbereich bekannten Autor:innen suchen oder ganz einfach deine Suchbegriffe googeln. Jedoch sind auch hier die Ergebnisse mit Vorsicht zu genießen, denn eine intellektuelle Prüfung der Ergebnisse gibt es nicht. Bedeutet: Auch unwissenschaftliche Quellen können sich unter die Suchergebnisse mischen. Zudem sortiert der Google-Algorithmus Beiträge nicht zwingend nach Qualität oder Relevanz. Besser, jedoch auch etwas komplexer, sind Datenbanken wie Web of Science oder Scopus. Dort kann man beispielsweise auswählen, ob man nur peer-reviewte Literatur erhalten will oder mit weiteren Unter-Suchbegriffen eingrenzen. 

Die Universitätsbibliothek hat ebenfalls einen eigenen Katalog: KARLA. Dieser eignet sich aber nur beschränkt zur Quellenrecherche, denn er stellt lediglich Medien dar, die im Bestand sind. Das heißt eine Recherche bei Karla kann vor allem dazu genutzt werden um herauszufinden, ob gefundene relevante Bücher oder Artikel auch im Bestand der Universitätsbibliothek sind. Eine Anleitung zur Verwendung von KARLA findest du auf Vimeo.

Wie erkenne ich gute wissenschaftliche Quellen

Zu den guten Quellen zählen in der Regel: wissenschaftliche Zeitschriften sogenannte Journals, statistische Datenbanken, Fachbücher, Konferenzbände, Forschungsberichte, Sammelbände von Forschenden, oder Studien von Forschungsinstituten. Aber, nicht jede Zeitschrift oder jeder Verlag genießt in der Fachwelt das gleiche Ansehen. Und nicht alles, was wissenschaftlich aussieht, ist auch von hoher Qualität: Mittlerweile entstehen auch immer mehr „predatory journals“, die schlichtweg Studien erfinden oder aber gar keine Qualitätssicherung vornehmen. 

Orientierung an Journal-Rankings

Um herauszufinden, welche Journals wissenschaftlichen Standards entsprechen, können Rankings helfen. Sehr umfassende Rankings werden beispielsweise von Scimago produziert. Für die Studiengänge MPA, MBA und IPM lohnt sich auch ein Blick auf das deutsche VHB-Ranking. Eine Kommission aus Hochschullehrer:innen der Betriebswirtschaftslehre bewertet in diesem Ranking die wissenschaftliche Qualität von internationalen Publikationsmedien. Gerade für Studierende bieten die Teillisten einen guten Überblick über Fachliteratur und helfen bei der Orientierung. Trotzdem rät Prof. Dr. Caroline Fischer dazu, solche Ratings generell kritisch zu betrachten. „Ich würde nicht zu viel auf die Reihenfolge der Journals in diesen Rankings geben. Nicht jeder Artikel, der beim erst-gerankten Journal erscheint, ist besser als einer im zehnt-gerankten Journal. Diese Rankings sind letztendlich sehr normativ, denn es müssen Kriterien entschieden werden, nach denen man bewertet. Die Bewerter:innen verfolgen möglicherweise auch eigene Agenden und sind nicht vollends objektiv. Letztendlich lässt sich oft auch gar nicht objektiv sagen, welche Studie besser als die andere ist oder welches Journal besser ist als das andere, wenn alle akademische Mindeststandards erfüllen. Manchmal ist dann einfach nur ausschlaggebend welche Themen in dem Journal besprochen werden, ob bestimmte Methoden bevorzugt werden oder dass eine bestimmte Community dort publiziert. Wenn man aber die Reihenfolge außer Acht lässt und solch ein Ranking lediglich als Pool möglicher hochwertiger Journals betrachtet, ist es sehr nützlich“, erklärt die akademische Leiterin des MPAs. Diese Kritik reflektieren die Verantwortlichen des VHB-Rankings auch selbst. 

Qualität von Literatur selbst prüfen

Insgesamt solltest du also vor allem die Qualität des vorliegenden Beitrags bemessen, anstatt dich lediglich nach dem Ruf des Publikationsmediums zu richten. Folgende Aspekte solltest du prüfen, wenn du dir über die Qualität einer Quelle unsicher bist.

  1. Objektivität und Sachlichkeit: Eine gute wissenschaftliche Quelle enthält weder Emotionen noch Wertungen. Die Erlebnisberichte orientieren sich an der Auswertung von anderen Fachquellen oder der Studienergebnisse. Wenn normative Einordnungen vorgenommen werden, dann lediglich in Einleitung oder Diskussionskapitel. Journals veröffentlichen auch hin und wieder reine Meinungsbeiträge. Solche Quellen sollten nicht benutzt werden, um Fakten zu belegen, können aber angeführt werden, um auf bestimmte Meinungen oder Differenzen in einer Debatte hinzuweisen. 
  2. Methodik: Zu den Ergebnissen gehört eine detaillierte und nachvollziehbare Beschreibung des methodischen Vorgehens. Stell dir die Frage: Könntest du das Experiment oder die Studie anhand der Beschreibungen replizieren? Das Vorgehen und genutzte Messinstrumente müssen außerdem aktuellen wissenschaftlichen Standards genügen.  Belege: Alle Aussagen sollten durch wissenschaftliche Publikationen oder andere vertrauenswürdige Quellen (z. B. Statistiken o. Ä.) oder eigene Daten belegt sein.  
  3. Autor:innen: Die Verfasser:innen des Textes sollten als Forschende und/oder Mitarbeitende einer Hochschule anerkannt sein oder gewesen sein. Es lohnt sich den angegebenen Namen und die Institution zu überprüfen.  
  4. Peer-Review-Prozess: Wissenschaftliche Artikel werden vor ihrer Veröffentlichung in der Regel einer Prüfung durch Fachkolleg:innen unterzogen. 
  5. Aktualität: Grundlagenliteratur z. B. im Theorieteil einer Arbeit darf älteren Datums sein. Jedoch sollte der Großteil einer wissenschaftlichen Arbeit auch durch die aktuelle Studienlage und damit durch zeitgemäße Literaturquellen belegt sein. 

Vorsicht bei Online-Quellen

Vorsicht bei nicht-wissenschaftlichen Online-Inhalten Bei Online-Quellen solltest du zurückhaltend sein Einer besonders gründlichen Überprüfung solltest du Internetquellen unterziehen. Gute Internetquellen erkennst du an Autor:inneninformationen, objektiven Inhalten und überprüfbaren Quellen. Wenn du mit Publikumsmedien arbeitest, kannst du prüfen, ob andere Qualitätsmedien die Informationen ebenfalls veröffentlicht haben. Wichtig ist jedoch, dass wissenschaftliche Aussagen vor allem durch das Studium wissenschaftlicher Fachliteratur getroffen werden sollten. Nicht zitierfähig sind in der Regel Blog-Beiträge und Social Media-Postings. Besonders bei groben Rechtschreib- und Grammatikfehlern, fehlender Struktur und Quellenangaben solltest du von der Nutzung für deine Arbeit absehen. Insgesamt gilt für alle Quellen: Wenn du dir unsicher bist, nutze sie besser nicht.